WM | Das Sindelfinger Erfolgsduo Krafzik und Späth hat noch viel vor
Insgesamt sieben Olympiateilnehmerinnen hat er hervorgebracht, sieben internationale Medaillen haben seine Schützlinge gewonnen, Späth ist zum siebten Mal bei einer Weltmeisterschaft.
Dort verpasste Krafzik ihren Traum vom Finale am Dienstagabend. Der deutsche Serienmeisterin reichten 54,58 Sekunden und Platz fünf im Halbfinale nicht für den großen Sprung. „Eine persönliche Bestleistung war mein Ziel, das hat leider nicht geklappt. An der sechsten Hürde hatte ich Probleme mit meinem Rhythmus, da ist die Zeit liegengeblieben“. Dass sie ihr Ziel verpasste, sei „kein Weltuntergang“. In einem Jahr will sie es bei den Olympischen Spielen erneut versuchen. „Die 53er Zeit, die man braucht, um in ein solches Finale zu kommen, werden wir im nächsten Jahr angehen“, blickte Trainer Werner Späth auf der Tribüne bereits nach vorne.
„Das Semifinale ist ein Muss“, hatte die quirlige Athletin im Vorfeld gesagt. Mit 54,53 Sekunden im Vorlauf lief sie nur zwei Zehntel über ihrer Bestzeit und marschierte souverän ins Semifinale. „Es ist sehr heiß hier in Budapest und daher unangenehm gewesen“, stöhnte sie ein wenig über die Witterungsbedingungen, die viel unangenehmer gewesen seien als im heißen Doha 2019. „Caro ist schneller angegangen als je zuvor“, konstatierte der Trainer dort.
Krafzik träumt von einer neuen Bestzeit (bislang 54,32 sec). „Caro ist in einer bestechenden Form“, zeigte sich auch der Trainer zuversichtlich. Ihre Bestleistungen über 200 und 400 Meter (hier ist sie zweitbeste Deutsche) hat sie enorm verbessert und ist damit auch Kandidatin für beide DLV-Staffeln.
Die Saison lief rund für die 1,65 Meter große Hürdlerin: Von den krummen Strecken in Pliezhausen beim Saisoneinstieg über 300 Meter Hürden, den nationalen Meisterschaften in Kassel sowie beim Team-Europacup eilte sie von Sieg zu Sieg. Bei der WM sollte die vorläufige Krönung kommen. Die Grundschullehrerin ist über die Laufbahn hinaus engagiert. Zum Schuljahresende hatte sie noch für 300 Schülerinnen und Schüler ihrer Grundschule in Wiernsheim bei Pforzheim Bundesjugendspiele organisiert. Und in der Woche vor dem Abflug nach Budapest war sie beim ZDF im Kinderkanal engagiert. „Caro ist offen, ehrlich, geradeheraus“, beschreibt Späth seinen Schützling. Damit passt sie in die lange Reihe der Späthschen-Sprinterinnen.
Eigentlich war die Trainerkarriere des Werner Späth 2011 nach 46 Jahren zu Ende. Der aus Weil im Schönbuch (bei Böblingen) stammende ehemalige Service-Manager einer Computerfirma wollte seinen Hobbies Bergsteigen, Skifahren und Radfahren frönen. Bei der Radfahrt zum 2.000 Meter hoch gelegenen Silvretta-Stausee in Österreich klingelte das Handy in der Trikottasche. Nadine Hildebrand (Kornwestheim) war auf der Suche nach einem neuen Heimtrainer. Späth hatte 34 Serpentinen lang Zeit nachzudenken und sagte zu.
Begonnen hat es 1965 mit Elfgard Schittenhelm (Olympische Spiele 1972 in München). Heidi-Elke Gaugel formte er zur Grande Dame des deutschen Frauensprints mit 18 deutschen Meister-Titeln, Olympia- und EM-Bronze 1984 in Los Angeles und 1986 in Stuttgart. „Werner war ein genialer Trainer, vom Fachwissen, aber auch von seinen psychologischen Fähigkeiten“, ist Gaugel noch heute von Späth beeindruckt, „etwas Besseres hätte mir nicht passieren können“.
Nach Gaugel kam Ulrike Sarvari (17 Mal Deutsche Meisterin, Doppel-Europameisterin in der Halle). Stephanie Kampf hatte 2004 in Athen Verletzungspech und musste bei den Spielen vor Ort absagen. Birgit Wolf (später Hamann) setzte die Olympiageschichte fort, genauso Nadine Hildebrand 2016 in Rio de Janeiro.
Und jetzt Carolina Krafzik. Die Frohnatur begeisterte 2021 in Tokio, als sie im Semifinale war und in die Tagesschau durchstartete. Zuletzt wurde Werner Späth vom Landessportverband (LSV) für sein Lebenswerk geehrt. Für eine große und lange Liebe mit schnellen Beinen.
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