Vorschau auf die DM in Kassel
  07.07.2023 •     WLV , Top-News WLV , Wettkampf , BLV , Top-News BLV , BLV-Wettkampf , BW-Leichtathletik , Top-Events , Top-News BW-Leichtathletik , Wettkampfsport , Leistungssport


Wir blicken voraus auf die Entscheidungen bei den 23. Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften am 8./9. Juli in Kassel mit dem vorgelagerten Stabhochsprung am 5./6. Juli in Düsseldorf. Wer um die Titel kämpft und wer um die Medaillen? Wer schon jetzt in Topform ist und für wen die WM-Tickets für Budapest in greifbarer Nähe sind? Aus der großen Vorschau von leichtathletik.de haben wir diejenigen herausgegriffen, bei denen Baden-Württemberger:innen vorne mitreden können.

100 METER
Enge Entscheidung erwartet

Einen klaren Favoriten gibt es nicht. Fünf DLV-Sprinter sind in diesem Sommer schon unter 10,20 Sekunden geblieben. Es wird darauf ankommen, wer den besten Tag erwischt und im Finale seine Nerven im Griff hat.

Der Jahresschnellste Julian Wagner (LC Top Team Thüringen) erwischte im Saisonverlauf auch Rennen, in denen er die nationale Konkurrenz ziehen lassen musste. Mit konstanten Leistungen überzeugten Robin Ganter (MTG Mannheim) und Yannick Wolf (LG Stadtwerke München). Auch der Titelträger von 2018 Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar) hat inzwischen in die Saison hineingefunden. Joshua Hartmann (ASV Köln) überzeugte auch über 100 Meter bei Starts innerhalb der Diamond League, konzentriert sich in Kassel aber auf die 200 Meter.

In den Kampf um die Medaillen möchte sich auch der Vorjahres-Dritte Lucas Ansah-Peprah (Hamburger SV) einschalten, der am vergangenen Wochenende erst verspätet in die Saison eingestiegen war. Sein Trainingspartner und Titelverteidiger Owen Ansah (Hamburger SV) hatte die Saison verletzungsbedingt absagen müssen. jhr

Jahresbester: Julian Wagner (LC Top Team Thüringen; 10,11 sec)
Titelverteidiger: Owen Ansah (Hamburger SV; 10,09 sec)

800 METER
Der Nächste aus der Frankfurter Trainingsgruppe?

Aus seiner Frankfurter Trainingsgruppe haben schon einige Athleten Titel über 800 Meter abgeräumt. Dennis Biederbick hat bei Deutschen Meisterschaften drinnen und draußen bisher einmal Silber und dreimal Bronze gewonnen. In Kassel besteht die Chance auf mehr. Der 25-Jährige hat im Teilnehmerfeld die konstantesten Vorleistungen gezeigt und ist bei seinem Sieg in Dessau in 1:46,09 Minuten dicht an seine Bestzeit aus dem Jahr 2021 (1:45,88 min) herangelaufen.

Aufsteiger Luis Oberbeck (LG Göttingen; 1:46,35 min) zählt zu seinen stärksten Konkurrenten. Aus seiner Trainingsgruppe ist nach überstandenem Infekt Marvin Heinrich (Eintracht Frankfurt; 1:47,02 min) zu beachten. Wieder mit um den Titel kämpfen möchte auch der Überraschungssieger des Vorjahres Tim Holzapfel (Unterländer LG; 1:48,85 min). Bisher noch um Anschluss an seine Leistungen der vergangenen Jahre kämpft Marc Reuther (Königsteiner LV; 1:49,40 min). jhr

Jahresbester: Robert Farken (SC DHfK Leipzig; 1:45,65 min)
Titelverteidiger: Tim Holzapfel (Unterländer LG; 1:49,25 min)
 

1.500 METER
Robert Farken möchte seine Stärke demonstrieren

Wenn er rennt, dann rennt er der nationalen Konkurrenz auf und davon. Zum Saisonstart Ende Mai hat das Robert Farken (SC DHfK Leipzig) mit Bestzeiten über 800 Meter (1:45,65 min) und 1.500 Meter (3:32,10 min) eindrucksvoll demonstriert. Über 1.500 Meter war dabei sogar der gut 40 Jahre alte deutsche Rekord von Thomas Wessinghage (3:31,58 min) nicht weit entfernt. Danach wurden die Pläne für weitere Wettkämpfe unter anderem krankheitsbedingt durchkreuzt. Bei der DM will sich der 25-Jährige im Wettkampfgeschehen zurückmelden. Durch die erfüllte Direkt-Norm (3:34,20 min) muss er sich um die WM-Qualifikation keine Gedanken mehr machen.

Die WM-Norm hat auch Amos Bartelsmeyer (Eintracht Frankfurt) schon in der Tasche, dank seiner 3:50,45 Minuten im Winter über die Meile. Medaillen-Kandidaten sind außerdem Titelverteidiger Christoph Kessler (LG Region Karlsruhe; 3:39,09 min), der Dortmunder Mohamed Abdilaahi (3:37,86 min) und die Wattenscheider Maximilian Feist (3:37,87 min) und Marius Probst (3:41,33 min). jhr

Jahresbester: Robert Farken (SC DHfK Leipzig; 3:32,10 min)
Titelverteidiger: Christoph Kessler (LG Region Karlsruhe; 3:44,64 min)

110 METER HÜRDEN
Junge Generation übernimmt

Der langjährige Leistungsträger Gregor Traber (LAV Stadtwerke Tübingen) hat das Ende seiner Karriere erklärt, Titelverteidiger Martin Vogel (LAC Erdgas Chemnitz) ist nicht am Start. Damit wird sich die nachrückende Generation im DLV-Hürdensprint um Gold streiten. Die bisher beste Saison hat der Jüngste von ihnen abgeliefert. Manuel Mordi (Hamburger SV) hat dieses Jahr zum ersten Mal überhaupt im Wettkampf die Männerhürden in Angriff genommen. In Weinheim (13,64 sec) und bei der Team-EM (13,67 sec) gelangen dem 20-Jährigen Zeiten unter 13,70 Sekunden.

Bei 13,75 Sekunden angekommen ist der Deutsche U23-Meister Gregory Minoue (TV Angermund). Mit zuletzt zwei Rennen in 13,79 Sekunden hat sich Stefan Volzer (VfL Sindelfingen) zurückgemeldet. Tim Eikermann (TSV Bayer 04 Leverkusen; 13,81 sec) hat nach seinem Sieg bei der Hallen-DM im Freien noch nicht so überzeugen können, wie er es sich erhofft hatte. Aber im Winter, wie auch schon bei der Freiluft-DM im vergangenen Sommer, war der 23-Jährige auf den Punkt topfit. jhr

Jahresbester: Manuel Mordi (Hamburger SV; 13,64 sec)
Titelverteidiger: Martin Vogel (LAC Erdgas Chemnitz; 13,74 sec)

400 METER HÜRDEN
Joshua Abuaku gegen Constantin Preis

Drei Rennen mit Zeiten von 49,2 Sekunden und die Saisonbestzeit von 48,67 Sekunden in Genf (Schweiz). Der Sommer hat für Joshua Abuaku (Eintracht Frankfurt) mit konstanten Leistungen auf hohem Niveau begonnen. Bei der Team-EM folgte dann ein Schreckmoment: Wegen muskulärer Probleme musste der EM-Fünfte sein Rennen abbrechen. In Kassel kann der 26-Jährige den Vorlauf nutzen, um wieder Sicherheit zu gewinnen. Im Finale geht es um seinen möglichen ersten DM-Titel.

Seine Siegesserie der Jahre 2019 bis 2021 wieder aufnehmen könnte Constantin Preis (VfL Sindelfingen), der mit 49,06 Sekunden auch eine starke Saisonbestleistung mitbringt. Der Zweite der DLV-Jahresbestenliste Emil Agyekum (SCC Berlin; 48,73 sec) hatte schon die Team-EM verletzungsbedingt absagen müssen und fehlt auch am DM-Wochenende. Justus Ringel (SC Potsdam; 50,98 sec), der in diesem Sommer schon erstmals unter 51 Sekunden geblieben ist, und Titelverteidiger Michael Adolf (TSV Gräfelfing; 52,86 sec) sind Kandidaten für die Bronzemedaille. jhr

Jahresbester: Joshua Abuaku (Eintracht Frankfurt; 48,67 sec)
Titelverteidiger: Michael Adolf (TSV Gräfelfing; 51,25 sec)

WEITSPRUNG
Ein Zehnkämpfer in der Poleposition

Die Acht-Meter-Marke haben die deutschen Weitspringer – ausgenommen Para-Athlet Markus Rehm (TSV Bayer 04 Leverkusen) mit seinem neuen Weltrekord von 8,72 Metern – in diesem Sommer noch nicht übertroffen. Das könnte sich in Kassel ändern. Denn gleich einige Athleten sind in den vergangenen Wochen bereits ganz in der Nähe dieser Marke gelandet. Allen voran Felix Wolter. Der Zehnkämpfer vom TSV Gräfelfing führt mit 7,91 Metern die nationale Rangliste an. Dass der erste Acht-Meter-Sprung durchaus möglich ist, bewies er Mitte Juni beim Mehrkampf-Meeting in Ratingen mit einem knapp ungültigen Versuch in diesen Bereich. „Jetzt will ich auf jeden Fall in Kassel die acht Meter angreifen“, sagte Felix Wolter danach.

Knapp hinter dem Bayern rangieren in der deutschen Bestenliste Till Steinforth (SV Halle; 7,87 m), ebenfalls in den USA studierender Zehnkämpfer, und der Mannheimer Simon Batz. Der 20 Jahre junge Deutsche Hallenmeister sprang in diesem Sommer bisher so weit wie bei seinem Triumph im Februar in Dortmund: 7,86 Meter. Allerdings ist Till Steinforth nicht in Kassel dabei. Gleiches gilt für den Deutschen U23-Meister Oliver Koletzko. Der Stuttgarter konzentriert sich auf die U23-EM wenige Tage nach der DM in Kassel.

Auf seine Medaillenchance im Auestadion lauert der zuletzt auf 7,79 Meter verbesserte Luka Herden (LG Brillux Münster). Der fünfmalige Deutsche Meister Fabian Heinle (VfB Stuttgart) hat in diesem Sommer noch keinen Wettkampf bestritten, ist aber in Kassel per Sonderstartrecht gemeldet. Der Deutsche Meister von 2020, Maximilian Entholzner (LAC Passau), laboriert an einer Knochenprellung und startet nicht. mbn

Jahresbester: Felix Wolter (TSV Gräfelfing; 7,91 m)
Titelverteidiger: Fabian Heinle (VfB Stuttgart; 7,81 m)
 

KUGELSTOSSEN
Duell der 20-Meter-Stoßer?

Zwei Athleten im Feld haben in dieser Saison bereits die 20-Meter-Marke überboten. Beide standen schon einmal ganz oben auf dem Treppchen Deutscher Freiluft-Meisterschaften – gut möglich, dass sie sich nach dem Abtritt des Titelverteidigers David Storl (SC DHfK Leipzig) auch in Kassel um den Titel streiten werden. Die Rede ist von Simon Bayer (VfL Sindelfingen; 20,12 m), Titelträger von 2019, und Dennis Lukas (LG Idar-Oberstein), der sich 2021 überraschend DM-Gold geholt hatte.

In diesem Jahr ist der Mann aus Rheinhessen vielleicht sogar der Favorit, denn sein Stoß auf 20,07 Meter datiert auf Ende Juni, während Simon Bayer seit Ende März zunächst nicht mehr in diese Regionen vorstoßen konnte. Jedoch hat er zuletzt wieder einen Aufwärtstrend verzeichnet. Ein potenzieller Herausforderer wird in Kassel fehlen: Team-EM-Teilnehmer Xaver Hastenrath (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) verzichtet nach dem U23-DM-Titel, um das schmerzende Handgelenk für den U23-EM-Start zu schonen.

Mit Tizian Lauria und Eric Maihöfer (beide VfL Sindelfingen) gehören aber auch zwei weitere Medaillenanwärter noch der U23-Altersklasse an. Auf der Rechnung haben muss man zudem den Deutschen Vizemeister in der Halle Christian Zimmermann (Kirchheimer SC) oder den Dritten der Hallen-DM Silas Ristl (LAC Essingen), der sich seit dem vergangenen Jahr bei Weiten deutlich jenseits der 19 Meter stabilisiert hat. sb

Jahresbester: Simon Bayer (VfL Sindelfingen; 20,12 m)
Titelverteidiger: David Storl (SC DHfK Leipzig; 20,32 m)

 

Frauen

100 METER
Eine große Favoritin und einige Fragezeichen

Vor sieben Jahren ging im Auestadion der Stern von Gina Lückenkemper (SCC Berlin) auf. Die damals 19-Jährige errang dort über 200 Meter ihren ersten deutschen Meistertitel. Anschließend räumte sie bei der EM in Amsterdam (Niederlande) die ersten zwei ihrer mittlerweile sechs EM-Medaillen ab. Am Wochenende kehrt sie als Europameisterin über 100 und 4x100 Meter nach Kassel zurück – in der vielleicht besten Form ihrer Karriere.

Zehn 100-Meter-Rennen (Vorläufe inbegriffen) hat sie diesen Sommer absolviert, nie rannte sie langsamer als 11,17 Sekunden. Nur die Elf-Sekunden-Marke ist unter regulären Bedingungen noch nicht gefallen. Die Deutschen Meisterschaften wären eine gute Gelegenheit, die Schallmauer zu knacken – wie im Vorjahr, als Gina Lückenkemper in Berlin unter elf Sekunden blieb.

Gerne hätte auch Lisa Mayer in den Medaillenkampf eingegriffen. Doch am Wochenende musste die Staffel-Europameisterin wegen einer Verletzung nicht nur ihren DM-Start, sondern auch die WM-Teilnahme absagen. Mit einer Saisonbestzeit von 11,16 Sekunden hätte die Athletin des Sprintteam Wetzlar zu den Favoritinnen gezählt.

Das deutsche Gold-Quartett komplettierten in München Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar) und Alexandra Burghardt (LG Gendorf Wacker Burghausen). Doch hinter beiden stehen Fragezeichen: Rebekka Haase hat seit Ende Mai kein Rennen mehr bestritten, Alexandra Burghardt plagten zuletzt Rückenprobleme. So ergibt sich vielleicht für andere Athletinnen wie die Zweibrückerin Sina Mayer und die Mannheimerin Lisa Nippgen die Chance, ins Blickfeld zu rücken. svs

Jahresbeste: Gina Lückenkemper (SCC Berlin; 11,00 sec)
Titelverteidigerin: Gina Lückenkemper (SCC Berlin; 10,99 sec)

200 METER
Nächster Coup für Louise Wieland?

In der Hallensaison überraschte die Hamburgerin Louise Wieland als Deutsche Meisterin. Und auch unter freiem Himmel zählt die 23-Jährige zu den heißen Anwärterinnen auf DM-Gold. Mit ihrer neuen Bestmarke von 23,14 Sekunden liegt sie in der deutschen Jahresbestenliste an zweiter Stelle, nur zwei Hundertstel hinter EM-Finalistin Alexandra Burghardt (LG Gendorf Wacker Burghausen). Doch auch die Bayerin kann, wenn sie ihre Rückenprobleme überwunden hat, sicherlich noch eine Schippe draufpacken. Sie holte sich 2021 den Sieg. 

Die Deutsche Meisterin von 2017 Laura Müller (SV Go! Saar 05) ist über 200 und 400 Meter gemeldet, setzte jedoch in dieser Saison meist auf die Stadionrunde. Drei deutsche Meistertitel auf der halben Stadionrunde gingen seit 2014 an Rebekka Haase, so auch 2022 in Berlin. Die Titelverteidigerin ist jedoch nicht am Start und macht so den Weg frei für nachrückende Sprinterinnen.

Nachdem die Deutsche Meisterin von 2018 und 2020 Jessica-Bianca Wessolly (VfL Sindelfingen) verzichten muss und sich auch die Deutsche U23-Meisterin Talea Prepens (TV Cloppenburg) kurz vor den U23-Europameisterschaften gegen einen Start in Kassel entschieden hat, eröffnet sich einigen anderen Athletinnen die Gelegenheit auf einen Platz auf dem Treppchen. Zum Beispiel der Mannheimerin Lisa Nippgen, die sich in diesem Sommer auf 23,32 Sekunden verbessert hat. svs

Jahresbeste: Alexandra Burghardt (LG Gendorf Wacker Burghausen; 23,12 sec)
Titelverteidigerin: Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar; 23,02 sec)

1.500 METER
Hanna Klein gegen Katharina Trost

Über 1.500 Meter stehen jene zwei Athletinnen im Fokus, die voriges Jahr den Titel unter sich ausmachten: Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen) und Katharina Trost (LG Stadtwerke München). Im Berliner Olympiastadion triumphierte vor Jahresfrist die Tübingerin, die bereits 2022 auch die WM-Norm für Budapest (4:03,50 min) erfüllt hat. Und auch in diesem Jahr kann die EM-Fünfte mit der schnellsten Meldeleistung (4:05,41 min) aufwarten, die sie Ende Mai im französischen Montreuil erzielt hat.

Lediglich knapp vier Zehntelsekunden langsamer war jedoch Katharina Trost, die sich in der Hallensaison trotz einer Doppelbelastung aus Sport und dem zweiten Staatsexamen ihres Lehramtsstudiums den deutschen Meistertitel sichern konnte. Auch für die Münchnerin ist sicher noch einiges drin. Somit liegt nahe, dass die beiden EM-Finalistinnen den Titel unter sich ausmachen werden. "Best of the rest" sind auf dem Papier die Frankfurterin Nele Weßel (4:08,61 min) und Vera Coutellier aus Köln (4:09,84 min), vergangenes Jahr als Fünfte und Dritte ebenfalls vorne mit dabei. svs

Jahresbeste: Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen; 4:05,41 min)
Titelverteidigerin: Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen; 4:22,13 min)

5.000 METER
Lea Meyer mit der Chance auf Doppel-Gold

Eigentlich ist sie auf der Hindernisstrecke zuhause. Doch mit ihrer neuen Bestzeit von 15:06,39 Minuten ist Lea Meyer, sollte sie den Doppelstart wagen, auch über 5.000 Meter eine ernstzunehmende Titelkandidatin. Allerdings wird Alina Reh ihre Poleposition sicherlich nicht kampflos abgeben. Im vergangenen Jahr setzte sich die gebürtige Laichingerin durch und begibt sich nun auf die Jagd nach ihrem vierten Titel auf dieser Distanz. Mit 15:10,59 Minuten lief sie im Juni bis auf sechs Sekunden an ihren Hausrekord heran. 

Für einen Podestplatz kommt auch eine Trainingspartnerin von Alina Reh aus der Gruppe von Langstrecken-Bundestrainerin Isabelle Baumann infrage: Eva Dieterich (LAV Stadtwerke Tübingen). Sie hat im Juni bereits gemeinsam mit ihrer Teamgefährtin über Mannschafts-Gold beim 10.000-Meter-Europacup gejubelt. Sicher wollen die beiden im Auestadion den nächsten Erfolg wieder gemeinsam feiern. 

Einige der besten deutschen Langstrecklerinnen werden im Kampf um den DM-Titel fehlen. Europameisterin Konstanze Klosterhalfen nimmt in Kassel die 800 Meter in Angriff. Die Hallen-Europameisterin über 3.000 Meter Hanna Klein, in diesem Jahr bislang schnellste deutsche 5.000-Meter-Läuferin, hat sich für einen 1.500-Meter-Start entschieden. Und auch die Mannschafts-Europameisterin im Marathon Miriam Dattke (LG Telis Finanz Regensburg) ist nicht mit von der Partie. svs

Jahresbeste: Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen; 15:00,89 min)
Titelverteidigerin: Alina Reh (SCC Berlin; 15:21,11 min)
 

400 METER HÜRDEN
Es kann nur Eine geben

Seit 2019 ist Carolina Krafzik über 400 Meter Hürden bei Deutschen Meisterschaften ungeschlagen. Als einzige der gemeldeten Athletinnen hat sie in ihrer Karriere bereits die 55-Sekunden-Barriere durchbrochen, und das allein in dieser Saison bereits zweimal. Zuletzt glänzte die Sindelfingerin bei der Team-EM in Chorzów mit 54,47 Sekunden und strich damit die volle Punktzahl für die deutsche Mannschaft ein. Nun möchte sie in Kassel ihr Titel-Abonnement verlängern und mit dem Sieg zugleich ihre dritte WM-Teilnahme klarmachen.

Am nächsten wird der Seriensiegerin voraussichtlich Eileen Demes kommen. Die Vorjahres-Dritte vom TV 1861 Neu-Isenburg hat in diesem Jahr ebenfalls einen Meilenstein erreicht: In Posen (Polen) glückte ihr erstmals eine Zeit unter 56 Sekunden. Eine Marke, die auch für Sylvia Schulz nicht mehr weit entfernt ist. Die Leverkusenerin ist mit einer Bestzeit von 56,08 Sekunden gemeldet und damit zu den Kandidatinnen auf einen Podestplatz zu rechnen. Mehr als eine Sekunde trennt sie in der Bestenliste von allen weiteren Verfolgerinnen, zu denen unter anderem die Sindelfingerin Melanie Böhm (SB: 57,19 sec) und die Titelträgerin von 2017 Djamila Böhm (LC Rehlingen) gehören. svs

Jahresbeste: Carolina Krafzik (VfL Sindelfingen; 54,47 sec)
Titelverteidigerin: Carolina Krafzik (VfL Sindelfingen; 55,73 sec)

HOCHSPRUNG
Imke Onnen im Fokus

Imke Onnen (Hannover 96) und U20-Athletin Johanna Göring (SV Salamander Kornwestheim) führen die deutsche Bestenliste mit 1,91 Metern an. Allerdings startet das größte deutsche Hochsprung-Talent nicht in Kassel. Und Blessing Enatoh (LG Nord Berlin), die in diesem Jahr bereits zweimal über 1,87 Meter floppte, bereitet sich nach dem Einsatz bei der Team-EM und dem deutschen U23-Titel bereits auf ihren Start bei der U23-EM vor. So ist Imke Onnen Titelfavoritin Nummer eins.

Beste Erinnerungen ans Auestadion hat Marie-Laurence Jungfleisch. Als Kassel 2016 letztmals DM-Austragungsort war, schnappte sich die Stuttgarterin mit 1,90 Metern den DM-Titel. Wenige Wochen später meisterte sie dann in Eberstadt erstmals in ihrer Karriere die prestigeträchtige Zwei-Meter-Marke. Von dieser Top-Form ist die 32-Jährige mit 1,82 Metern aktuell noch deutlich entfernt. Doch mit ihrer jahrelangen Erfahrung kann sie trotzdem für eine Überraschung sorgen.

Noch nicht so gut wie in der Hallensaison läuft es für Christina Honsel. Im Winter hatte sich die Wattenscheiderin auf tolle 1,98 Meter verbessert. Aktuell steht ihre Saisonbestleistung bei 1,83 Metern. Eine deutliche Steigerung ist der Deutschen Hallenmeisterin auf jeden Fall zuzutrauen. Für Titelverteidigerin Bianca Stichling lief es diesen Sommer noch nicht nach Wunsch, zuletzt musste sie aufgrund von Rückenbeschwerden den Rest der Saison komplett absagen und wird in Kassel fehlen. mbn

Jahresbeste: Johanna Göring (SV Salamander Kornwestheim; 1,91 m), Imke Onnen (Hannover 96; 1,91 m)
Titelverteidigerin: Bianca Stichling (TSV Bayer 04 Leverkusen; 1,87 m)
 

WEITSPRUNG
Gelingt Malaika Mihambo der siebte Streich?

Sie ist Weltmeisterin und Olympiasiegerin und damit natürlich klare Favoritin auf den DM-Titel in Kassel. Fünfmal in Folge und insgesamt sechsmal hat Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) schon Gold bei Deutschen Freiluft-Meisterschaften gewonnen. Den ersten Titel gab’s 2016 übrigens im Kasseler Auestadion. Doch in diesem Jahr reist die Vize-Europameisterin „nur“ als Dritte der deutschen Bestenliste zu den Meisterschaften.

Trotzdem ist die 29-Jährige Titelfavoritin Nummer eins. Denn in diesem Sommer hat sie erst drei Wettkämpfe bestritten und konnte dabei mit 6,57 bis 6,66 Metern stabile Weiten abrufen. Und das auch bei widrigen Bedingungen wie zuletzt am Sonntag in Stockholm. Bei nasser Bahn und mit langer Hose kam Malaika Mihambo, die im Frühjahr nach einem Infekt zwei Trainingswochen aussetzen musste, wie in Dessau Mitte Juni auf 6,66 Meter. Ein wohl noch weiterer Sprung war nur knapp übergetreten. Bei diesem stabilen Niveau scheint der Ausreißer nur noch eine Frage der Zeit.

Dieser gelang Mikaelle Assani (SCL Heel Baden-Baden) Ende Mai in Weinheim. Dort steigerte sich die 20-Jährige auf 6,91 Meter. Eine beachtliche Visitenkarte im Hinblick auf die Deutschen Meisterschaften. Beim direkten Aufeinandertreffen in Dessau musste sich die Deutsche U23-Meisterin der Olympiasiegerin mit 6,58 Metern nur um acht Zentimeter geschlagen geben. Mit 6,68 Metern als Vorleistung reist Maryse Luzolo (Königsteiner LV) nach Kassel. Damit fehlen der 28-Jährigen nur drei Zentimeter zur Bestleistung. Vielleicht gelingt der Hessin beim „Heimspiel“ in Kassel ja ein neuer Hausrekord? Mit zu viel Wind erschien der in Yokohama (Japan) zu Beginn der Saison mit 6,79 Metern schon auf der Anzeigetafel. mbn

Jahresbeste: Mikaelle Assani (LG Region Karlsruhe; 6,91 m)
Titelverteidigerin: Malaika Mihambo (LG Kurpfalz; 6,85 m)
 

KUGELSTOSSEN
Ein vielversprechendes Duell

Diese Disziplin verspricht ein Duell, das richtig viel Spaß machen wird. Auf der einen Seite – die Erfahrene. Die Titelverteidigerin. Die Zweite der Hallen-EM Sara Gambetta (SV Halle). Auf der anderen Seite – die Aufsteigerin des Jahres. Die Unbeschwerte. Die Zweite der Team-EM Yemisi Ogunleye (MTG Mannheim).

Was beide vereint? Sie sind aktuell in der besten Verfassung ihrer bisherigen Karriere. Sara Gambetta, bereits bei EM, WM und Olympischen Spielen mit dabei, beförderte in diesem Sommer erstmals die Kugel auch im Freien über die 19-Meter-Marke. Bis auf 19,08 Meter flog ihr Arbeitsgerät Anfang Juni in Paris (Frankreich). Eine Leistung, mit der auch Yemisi Ogunleye überraschen konnte. Mit 19,31 Metern und ihrem Sieg in Rehlingen war die 24-jährige Drehstoßerin plötzlich mittendrin in der Weltspitze und bestätigte ihre gute Verfassung auch mit Platz zwei bei der Team-EM.

Es ist ein Duell zweier ebenso sympathischer wie talentierter Athletinnen, das zu gerne aber auch noch weitere Kugelstoßerinnen aufmischen wollen. Denn in Kassel mit am Start sind natürlich auch die EM-Sechste Julia Ritter (TV Wattenscheid 01) und die EM-Achte Katharina Maisch (LV 90 Erzgebirge) – beides Athletinnen, die das Potenzial mitbringen, immer um die vordersten Plätze mitzukämpfen. alex

Jahresbeste: Yemisi Ogunleye (MTG Mannheim; 19,31 m)
Titelverteidigerin: Sara Gambetta (SV Halle; 18,67 m)
 

HAMMERWURF
Samantha Borutta will das Triple

Das Ziel hat sie selbst vorgegeben. 70 Meter will Samantha Borutta (Eintracht Frankfurt) am kommenden Wochenende in Kassel angreifen. Eine Weite, die die Titelverteidigerin und U23-Europameisterin in diesem Sommer noch nicht erreichen konnte, die ihr im Hinblick auf internationale Ambitionen aber Selbstvertrauen geben wird. Bereits vor der Team-EM hatte sie, nach einem Abstecher zu Michael Deyhle wieder zurück im Training mit ihrer Mutter Anette, noch einmal einiges umgestellt und bilanzierte nach ihrem sechsten Platz: „Wir sind auf einem guten Weg.“

Hinter der Favoritin haben sich in diesem Sommer aber auch ein paar weitere junge Werferinnen weiter nach vorne geschoben. So wie Aileen Kuhn (LAZ Ludwigsburg), die sich am Samstag bei der U23-DM in Göttingen mit einem starken Wurf von 68,71 Metern den Titel holte und ihre Bestleistung mal eben um fast zwei Meter verbesserte. Oder auch die Berlinerin Esther Imariagbee, erst 21 Jahre alt, die sich in Halle auf 67,48 Meter steigerte. Und auch die 25-jährige Michelle Döpke (TSV Bayer 04 Leverkusen) fand in diesem Jahr mit 67,22 Metern bereits einen richtig guten Dreh und warf damit Bestleistung. Alles Weiten, die im vergangenen Jahr zum Titel in Berlin gereicht hätten und die deutlich machen: Der dritte Titel in Folge für Samantha Borutta, er wird kein Selbstläufer. alex

Jahresbeste: Samantha Borutta (Eintracht Frankfurt; 69,40 m)
Titelverteidigerin: Samantha Borutta (Eintracht Frankfurt; 67,09 m)
 

4x100 METER
München vor der Titelverteidigung?

Im vergangenen Sommer schallte der Siegesjubel der Sprinterinnen von der LG Stadtwerke München durch das Olympiastadion von Berlin. Die Chancen stehen gut, dass die Münchenerinnen diesen Coup in Kassel wiederholen können. Denn auch in diesem Sommer reist das Team mit der schnellsten Vorleistung an, nachdem es sich auch bereits in der Halle den Titel über die 4x200 Meter holen konnte – auch das im Übrigen eine Parallele zum vorherigen Jahr. 

Hoch einzuschätzen ist jedoch auch die Staffel des VfL Sindelfingen. Zwar verzichtet ihr schneller Neuzugang Jessica-Bianca Wessolly auf einen Einzelstart über die 200 Meter, ist jedoch nachwievor in der Meldeliste der Staffel zu finden und hält sich die Staffeloption somit offen. Mit 400-Meter-Hürden-Ass Carolina Krafzik hat das Team jedoch ohnehin eine ebenso starke Athletin in ihren Reihen, die sich bereits mehrfach auch in den Dienst der Mannschaft gestellt hat. Die EM-Achte war auch Mitte Mai in Pliezhausen beim Test ihrer Mannschaft mit von der Partie, als diese in 45,53 Sekunden die bislang zweitschnellste Zeit einer deutschen Vereinsstaffel in diesem Jahr aufstellen konnte. Eine Zeit, die am Wochenende in Kassel sicherlich unterboten werden kann. alex

Jahresbeste: LG Stadtwerke München (44,62 sec)
Titelverteidigerinnen: LG Stadtwerke München (44,16 sec)


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