U20-EM Tag 1 | Die BW-Talente in den Vorrunden
  07.08.2023 •     WLV , Top-News WLV , Wettkampf , Jugend , BLV , BLV-Wettkampf , BW-Leichtathletik , Top-Events , Top-News BW-Leichtathletik , Wettkampfsport


Am Montag beginnen im Givat-Ram-Stadion von Jerusalem (Israel) die U20-Europameisterschaften. Hier lesen Sie, wie die Baden-Württemberger:innen am ersten Wettkampftag abgeschnitten haben.

WEIBLICHE U20

100 Meter Hürden | Vorlauf: Rosina Schneider sprintet europäische Jahresbestzeit

Bereits nach dem Zieleinlauf reckte Rosina Schneider (TV Sulz) die Arme in die Höhe. 13,13 Sekunden zeigte die Uhr an, so schnell war in diesem Jahr noch keine andere europäische Hürdensprinterin. Auch die deutsche Jahresbestzeit der Aktiven liegt nur zwei Hundertstel darunter. Der zweite große Jubel folgte in der Mixed Zone: "Der Wind war legal? Oh, mein Gott!", stammelte die 18-Jährige. "Heftig, damit habe ich nicht gerechnet, wirklich nicht."

"Ich bin am Start richtig gut rausgekommen", befand sie. "Hintenraus musste ich schnell treten, um das Rennen kontrolliert zu laufen." Dass es schnell werden könnte, hatte die Deutsche Jugendmeisterin gehofft. "Ich hatte in Rostock Gegenwind und schlechtes Wetter", betonte sie. "Aber dass es gleich so gut sein wird, hätte ich nicht gedacht." 

Hochsprung | Qualifikation: Johanna Göring wahrt weiße Weste

Vergangenes Jahr zogen Johanna Göring (SV Salamander Kornwestheim) und Joana Herrmann (SV Teuto Riesenbeck) in Jerusalem zusammen ins Hochsprung-Finale ein. In diesem Jahr gelang ihnen das an selber Stätte und eine Altersklasse höher wieder. Joana Herrmann bejubelte mit 1,83 Meter sogar eine neue Bestmarke, ihren Hausrekord steigerte sie um einen Zentimeter. 

Für Johanna Göring zeigte die Ergebnisliste ausschließlich kleine Kreise – sie bewältigte alle Höhen bis 1,83 Meter im ersten Anlauf. "Ich bin sehr happy!", resümierte sie. "Es war wichtig für mich, dass ich alles im ersten Versuch machen und fürs Finale Kraft sparen konnte." Die U18-Vize-Europameisterin zählt auch diesmal zu den Medaillen-Anwärterinnen. "Ich möchte schon eine Medaille", sagte sie. "Ich komme ja nicht her, um Vierte oder Fünfte oder Sechste zu werden. Mal schauen, wie das im Finale bei den hohen Höhen funktioniert, ich war ja noch verletzt dieses Jahr." 

"Ich habe mich sehr sicher gefühlt beim Springen", fand Joana Herrmann. "Die Bestleistung war fast Nebensache. Jetzt gerade kann ich mich richtig darüber freuen, im Wettkampf ging das noch nicht so, da war ich bis zum Schluss angespannt.Jetzt freue ich mich richtig, dass wir zusammen im Finale springen können. Ich bewahre einfach die Ruhe, ich habe keinen Druck, sondern einfach Spaß beim Springen." Für die dritte deutsche Starterin Meike Haiduk (LG Neumünster) ging es mit 1,72 Meter leider keine Runde weiter, die für die direkte Qualifikation geforderten 1,88 Meter musste erwartungsgemäß keine Athletin angehen. 

Dreisprung | Qualifikation: Ruth Hildebrand sprachlos

Ein wenig sprachlos war Ruth Hildebrand. Die Mannheimerin, im Vorjahr Fünfte der U20-WM, ist in diesem Jahr bereits 13,21 Meter gesprungen. In der Qualifikation von Jerusalem ging es jedoch nicht über 12,50 Meter hinaus. "Ich war sehr weit weg von dem, was ich kann. Ich muss erst noch verstehen, was heute passiert ist. Wir werden das jetzt erst mal mit unserer Bundestrainerin besprechen und analysieren, was falsch gelaufen ist. Im Moment sehe ich nicht viel Positives, aber das kommt ganz sicher noch." Die Französin Clémence Rougier glänzte mit 13,72 Metern und neuer europäischer Jahresbestleistung, sechs Athletinnen übertrafen die direkte Qualifikationsmarke von 13,35 Metern. 

Kugelstoßen | Qualifikation: Nina Ndubuisi untermauert Medaillen-Ambitionen

Als europäische Jahresbeste ist Nina Ndubuisi (SG Schorndorf) nach Jerusalem gereist: Bei den Halleschen Werfertagen hatte sie ihre Kugel Ende Mai auf 17,63 Meter gewuchtet. Bei der U20-EM machte sie direkt im ersten Versuch mit 16,02 Metern, dem zweitbesten Ergebnis des Tages, das Finale perfekt. "Ich war sehr aufgeregt, dann hat es direkt im ersten geklappt, das hat mir die Aufregung wieder genommen", meinte sie. Im Finale soll auf jeden Fall ein Ergebnis jenseits der 17 Meter her. Die U20-EM-Dritte von 2021 wünscht sich, ihre Medaillensammlung noch einmal zu erweitern, "am besten mit einer Bestleistung." 

"Der Einstieg war ein bisschen holprig", meinte Chantal Rimke, "aber der zweite hat ja gereicht." Auf 14,93 Meter flog ihre Kugel, im Freien hat sie erst zweimal weiter gestoßen. Im Feld der Kugelstoßerinnen brachte ihr das die sechstbeste Weite. Die Jenaerin erlebte in Jerusalem ein Déja-Vu: Vergangenes Jahr holte sie Silber bei der U18-EM. "Es ist schön, wieder hier zu sein. Ich lasse das Finale auf mich zukommen und möchte einfach Spaß haben." 

Trotz eines nicht optimalen Wettkampfes zog auch Helena Kopp ins Finale ein. Die Münchnerin komplettierte mit 14,47 Metern das deutsche Trio. "Ich musste am Ende noch ein bisschen zittern, weil ich relativ am Anfang dran war und mich noch einige Athletinnen hätten verdrängen können. Aber morgen ist ein neuer Tag." Verbesserungspotenzial sieht sie noch "überall".  

Siebenkampf Tag 1
Mit: Sandrina Sprengel (LG Steinlach-Zollern)

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MÄNNLICHE U20

100 Meter | Vorlauf: Missgeschick am Start für Heiko Gussmann

Ganz knapp wurde es für Heiko Gussmann (SCL Heel Baden-Baden). Er hatte den schnellsten Vorlauf erwischt, den der Däne Valentin Jensen in 10,25 Sekunden gewann. Sechs Athleten aus diesem Lauf buchten ein Halbfinalticket, dem DLV-Sprinter fehlte in 10,51 Sekunden leider nur eine Hundertstel. Dabei hatte er zuvor noch eine ganz andere Herausforderung zu bewältigen gehabt. „Ich habe mich am Startblock geschnitten“, erklärte er sein Pflaster am rechten Zeigefinger. „Jetzt habe ich immerhin gelernt, dass es vor einem Rennen auch mal hektisch zugehen kann“, nahm er sein Missgeschick mit Humor.

„Der Start war okay, ich habe gehofft, aus dem fliegenden Bereich noch ein bisschen mehr rausholen zu können, aber das hat leider nicht funktioniert.“ Eines einte das deutsche Trio: Sie freuen sich auf die 4x100 Meter am Donnerstag.

110 Meter Hürden | Vorlauf: Bruno Betz vom Winde verweht

Um es bereits vornewegzunehmen: Die Hürden-Halbfinals finden leider ohne deutsche Beteiligung statt. Die deutschen Teilnehmer haderten am Montagabend insbesondere mit dem Rückenwind, der in allen Läufen stark wehte. "Ab der vierten, fünften Hürde hat mich der Wind einfach zu sehr an die Hürde rangepusht", schnaufte Bruno Betz (SSV Ulm 1846) nach 14,00 Sekunden und Rang sechs in seinem Lauf. "Ich bin dann an den letzten drei Hürden noch mal hängen geblieben, dann ging gar nichts mehr. Ich hatte das Rennen nicht mehr unter Kontrolle."

Bei der Jugend-DM in Rostock hatte er wegen Beugerproblemen auf das Finale verzichtet, die er in Jerusalem nicht mehr spürte. "Daran lag's nicht", sagte der jahresschnellste deutsche U20-Hürdensprinter.

Stabhochsprung | Qualifikation: Marec Metzger scheidet aus

Für Marec Metzger war in der brütenden Hitze vorzeitig Endstation. "Der Wettkampf war so lange gut, bis er es nicht mehr war", erklärte er. Bis 4,85 Meter war der Sindelfinger fehlerfrei geblieben. "Ich hatte sehr gute Sprünge über 4,65 und 4,85 Meter." Bei 5,05 Meter wackelte im ersten Versuch die Latte, fiel dann aber doch. "Danach habe ich es nicht mehr auf die Reihe bekommen. Der Versuch bei 4,85 Meter war der beste Sprung, den ich diese Saison gezeigt habe. Mit dem wäre ich auch über die nächste Höhe gekommen, das ist schade." 

Weitsprung | Qualifikation: Noah Fischer belohnt sich mit dem Finaleinzug

Vor dem letzten Versuch hieß es für Noah Fischer: Alles oder nichts! Der Weitspringer vom TV Herbolzheim rangierte mit 7,46 Metern auf dem 14. Platz, zu wenig für den Finaleinzug. Dann jedoch glückte ihm ein Satz, der weit aussah und von der deutschen Delegation bejubelt wurde. Kurz herrschte Aufregung, denn die Anzeigetafel spuckte 7,26 Meter aus. Weitsprung-Trainer Peter Rouhi signalisierte dem 18-Jährigen, Kontakt mit dem Kampfgericht aufzunehmen. 

"Das hat mich verwirrt, aber sie haben anscheinend Probleme mit dem Messen", meinte Noah Fischer anschließend. "Ich bin direkt zum Haupt-Kampfrichter gegangen und habe gesagt: Das kann nicht stimmen. Dann ist aber auch schon die richtige Weite aufgeploppt." Und die besiegelte den Finaleinzug! 7,61 Meter, der weiteste Sprung in der noch jungen Karriere des Weitspringers. Die neue Bestweite kassierte jedoch der Rückenwind von +2,4 Meter pro Sekunde ein. "Völlig egal, er ist durch und nur das zählt", kommentierte Peter Rouhi.

"Die Windbedingungen sind top und das Springen macht unglaublich viel Spaß", schwärmte Noah Fischer. "Es ist ein tolles Gefühl, bei einer Europameisterschaft dabei zu sein." Was er sich fürs Finale vorgenommen hat? "Der Endkampf wäre ein schönes Ziel, schauen wir mal, wie es morgen läuft." Als Neunter der Qualifikation sind die Top Acht nicht weit entfernt. Italiens Überflieger Mattia Furlani, im Vorjahr in Jerusalem U18-Europameister im Hoch- und Weitsprung, stellte mit 8,07 Metern schon in der Qualifikation seine Klasse unter Beweis. 

Speerwurf | Qualifikation: Finale für Nick Thumm

Des einen Freud ist des anderen Leid. Dieses Sprichwort ließ sich im Givat-Ram-Stadion auf die Sprint-Disziplinen und den Speerwurf übertragen. Während sich die Sprinter und Sprinterinnen über den Schiebewind freuten, hatten die Speerwerfer mit Gegenwind zu kämpfen. Zwar bescheinigte Nachwuchs-Bundestrainer Jonas Bonewit seinen Schützlingen, recht gut mit Gegenwind zurechtzukommen. Nick Thumm (LAV Stadtwerke Tübingen) und Florian Schmid (LG Sempt) taten sich dann aber doch schwer. Die 67,43 Meter, die Nick Thumm als Dritter seiner Gruppe erzielte, bescherten ihm dann aber doch das recht sichere Finalticket. 

"Ich bin beim ersten und beim dritten Wurf ein bisschen zu doll draufgegangen", analysierte er. "Der Boden war ein bisschen rutschig, aber das war nicht das Problem, sondern der Gegenwind." Fürs Finale hat er sich Folgendes vorgenommen: "Spaß haben. Das ist das Wichtigste!" Die zweite Gruppe fabrizierte weitere Würfe, somit rutschte Nick Thumm noch auf den elften Rang.

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