U23-EM Espoo: Vier Medaillen und 10 Finale
Männliche Jugend
100 Meter: Robin Ganter sprintet auf Platz vier
"Als Vierter der Meldeliste angereist. Als Vierter ins Ziel gekommen." Die Bilanz von Robin Ganter nach seinem 100-Meter-Finale fiel am Freitag durchweg positiv aus. Wenngleich die Ausgangslage für ihn nicht optimal war, da er auf Bahn eins gestartet keinen direkten Kontakt zu seinen stärksten Kontrahenten hatte. Auf Bahn sechs rannte Jeremiah Azu (Großbritannien) in 10,05 Sekunden auf und davon, auf Bahn fünf holte sich Raphael Bouju (Niederlande; 10,17 sec) Silber, auf Bahn vier ging Bronze an Pablo Mateo (Frankreich; 10,18 sec), alle mit etwas zu viel Wind von 2,1 Metern pro Sekunde.
"Der Start hätte besser sein können", analysierte der Mannheimer das Rennen, "dann bin ich aber gut ins Fliegen gekommen." Beste Voraussetzungen für den kommenden Tag, denn er ist längst noch nicht am Ende seines Einsatzes bei der U23-EM: Es sollen noch Starts über 200 Meter und mit der Staffel folgen. "Das habe ich schon mehr als einmal gemacht - warum nicht auch hier?!" sagte er.
Leider nicht zu den Halbfinalisten über die Zeit zählten Felix Frühn (MTG Mannheim; 10,53 sec), dem nur eine Hundertstel fehlte, und Chidiera Onuoha (THC Brühl; 10,70 sec). „Ich bin super enttäuscht. Ich bin gar nicht gut aus dem Block gekommen“, erklärte der Deutsche U23-Meister Felix Frühn. „Ich hatte nach den Deutschen zehn Tage Probleme mit dem Beuger.“ Eine große Portion Druck und Aufregung lief bei Chidiera Onuoha mit: „Ich war ja letztes Jahr schon bei der U20-WM dabei und hatte gedacht, es wird besser, aber das war nicht so“, erklärte er, und: „Den Start hätte ich etwas besser machen können. Hintenraus habe ich mir gesagt: zieh durch!“ Es reichte jedoch nur vor bis auf Rang vier.
200 Meter Vorläufe: Robin Ganter und Felix Frühn machen Haken dran
Drei DLV-Starter im Vorlauf, ein DLV-Starter im Halbfinale: So lautet die Bilanz über 200 Meter. Bei den beiden Mannheimern Robin Ganter und Felix Frühn war nach drei 100-Meter-Sprints beziehungsweise 100-Meter- und Staffel-Vorlauf die Luft raus, so reichte es weder zu den Top Zwei und dem großen Q noch über die Zeit – schließlich wurde Felix Frühn auch wegen Übertretens der Bahn disqualifiziert.
„Ich bin etwas enttäuscht, aber die Beine haben nicht mehr hergegeben“, stellte Robin Ganter fest. „Aber nach drei Läufen auf so hohem Niveau kann das auch mal passieren. Jetzt habe ich morgen mal frei. Ich wäre aber lieber noch zweimal gelaufen.“ – „Ab 90 Meter war’s nur Kampf“, sagte Felix Frühn. „Es gibt so Tage, an die muss man einfach einen Haken dranmachen. Heute ist so einer.“
Damit meinte er auch den Vorlauf mit der Staffel, bei dem der Stab nicht ins Ziel gekommen war. „Das war unglücklich, besonders weil es teamintern Eddie und mir passiert ist“, sagte der Leverkusener Simon Wulff, „aber wir haben uns direkt ausgesprochen, es muss ja weitergehen. James [Adebola] hat mich noch mal unfassbar motiviert.“ Für ihn geht es nun auch am Sonntag noch weiter: In 21,05 Sekunden zog der US-Student als Dritter seines Vorlaufs über die Zeit ins Halbfinale ein.
3.000 Meter Hindernis: Florian Zittel mit müden Beinen
Die Bestleistung aus dem Vorlauf hatte Kraft gekostet. Das wohl musste Florian Zittel (LG Region Karlsruhe) einen Tag später am Sonntag im Finale fesstellen. Am Samstag hatte er trotz eines sicheren Qualifikationsplatzes noch einmal Gas gegeben und war zu Platz zwei und einem neuen Hausrekord von 8:44,70 Minuten gesprintet. Am Sonntag ging dann leider nicht mehr viel. Und das auch, weil die Spitze direkt ein sehr hohes Tempo anschlug, mit dem das Feld schnell in die Länge gezogen wurde. Florian Zittel sortierte sich hinten ein, musste bald abreißen lassen und kam nach 9:08,31 Minuten erschöpft als 16. ins Ziel.
Der Kampf um die Medaillen wurde spannend. Zunächst verabschiedete sich der Pole Maciej Megier mit einem Sturz am letzten Wassergraben aus der Spitzengruppe, dann schnappte der Franzose Baptiste Guyon (8:33,64 min) mit einem mächtigen Schlussspurt noch dem Spanier Pedro Garcia Palencia die Bronzemedaille vor der Nase weg. Unangefochten war dagegen ganz vorne der weitere Spanier Alejandro Quijada (8:28,91 min), der in Bestzeit Gold vor Etson Barros (Portugal; 8:32,08 min) holte.
Weitsprung: Simon Batz fliegt zu Silber
Kugelstoßen: Tizian Lauria und Eric Maihöfer räumen ab
4x100 Meter Vorläufe: Der Stab kommt nicht ins Ziel
Es sah so vielversprechend aus. Denn die DLV-Staffel sprintete vorweg – bis Mitte der Zielgeraden, als Simon Wulff (TSV Baery 04 Leverkusen) austrudeln ließ. Denn der deutsche Schlussläufer hatte den Staffelstab nicht erhalten. Der Wechsel von Kurvenläufer Eddie Reddemann auf seinen Vereinskollegen misslang, trotz mehrfacher Versuche landete der Stab nicht in der Hand von Simon Wulff.
Zuvor hatte der Deutsche U23-Meister Felix Frühn (MTG Mannheim) die Staffel gut ins Rennen gebracht, der flüssige Wechsel auf James Adebola (SCC Berlin) verschaffte dem DLV-Team dann schon den ersten Vorsprung, den der Berliner noch bis zur Übergabe auf Eddie Reddemann ausbauen konnte. So schien alles nach Plan zu laufen. Bis der letzte Wechsel den Traum vom Finale und noch mehr zunichte machte.
Die Teams aus den Niederlanden (38,88 sec) oder Polen (39,00 sec) werden zur Kenntnis genommen haben, dass ein weiterer großer Konkurrent um die Medaillen fehlt. Die Briten mit 100-Meter-Europameister Jeremiah Azu hatten gar keine Staffel an den Start geschickt.
Weibliche Jugend
5.000 Meter: Lisa Merkel wird Siebte
Sieben Runden lang bot sich in Espoo ein ähnliches Bild wie bei den Deutschen U23-Meisterschaften zwei Wochen zuvor in Göttingen: Blanka Dörfel (SCC Berlin) an der Spitze des Feldes bestimmte das Tempo. „Ich habe nie eine Taktik. Ich will einfach nur kein Bummelrennen“, erklärte sie. „Daher habe ich mir gedacht, ich laufe einfach vor. Dass dann irgendwann die Attacke kommt, war klar.“
Und die Attacke hatte es in sich: Genau fünf Runden vor Schluss nahm die Britin Megan Keith das Heft in die Hand, setzte sich an die Spitze und zog das Feld auseinander wie ein Kaugummi. Fortan bestimmte sie das Tempo, mit dem sich eine Dreiergruppe vom Rest der Konkurrenz lösen konnte. Schließlich schüttelte sie mit einer weiteren Tempoverschärfung auch die letzten Verfolgerinnen ab und rannte in 15:34,33 Minuten zum Titel, vor der Spanierin Maria Forero (15:43,22 min) und Amina Maatoug (Niederlande; 15:50,83 min), die aus dem Spitzen-Trio noch die Britin Eloise Walker abfangen konnte.
Die jahresschnellste Deutsche Lisa Merkel (LG Region Karlsruhe; 15:57,44 min), zu Beginn an den Fersen von Blanka Dörfel laufend, war auch die DLV-Athletin, die das hohe Tempo am ehesten mitgehen konnte und schließlich Siebte wurde. „Ich habe erwartet, dass sie 2.000 Meter vor Schluss anziehen. Aber die sind wirklich losgesprintet!“ staunte die 20-Jährige, der am Ende sieben Sekunden zum Podium fehlten. „Ich hätte die Lücke zur Vierten und Fünfte nicht so groß werden lassen dürfen, es hat Energie gekostet, da wieder heranzulaufen. Aber ich bin zufrieden, es hat Spaß gemacht!“
3.000 Meter Hindernis: Kim Bödi belohnt sich mit Finaleinzug
Während Olivia Gürth im Finale an der Spitze um die Medaille kämpfte, und schließlich mit Meisterschaftsrekord Gold holte, hatte Kim Bödi (VfL Sindelfingen) schon im Vorlauf ihren persönlichen Erfolg errungen, mit dem Einzug in die Runde der besten 16. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich in zwei Tagen noch mal laufen muss“, hatte sie danach gesagt, und tatsächlich wurde es für die Sindelfingerin hart. Schließlich ging es nur noch ums Durchkommen, abgeschlagen kam sie am Samstag nach 10:47,90 Minuten auf Rang 16 ins Ziel.
Weitsprung: Mikaelle Assanis großer Sprung bleibt aus
Die Goldmedaille war schon mit dem ersten Sprung der Favoritin vergeben: Larissa Iapichino (Italien), U20-Europameisterin von 2019 und Hallen-Vize-Europameisterin von 2023, flog bis auf 6,93 Meter und damit gemeinsam mit Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) auf den geteilten ersten Rang der europäischen Jahresbestenliste. In einer anderen Liga, aber durchaus solide waren die ersten Sprünge des DLV-Duos: 6,49 Meter für Mikaelle Assani (SCL Heel Baden-Baden) und 6,35 für Lucie Kienast (Eintracht Frankfurt) – jeweils weiter als in der Qualifikation, auf die beide noch eine Schippe draufpacken wollten.
Auf den großen Sprung hofften beide aber anschließend vergeblich: Beide konnten sich nicht mehr steigern, Lucie Kienast wurde von der Schweizerin Ronja Wengi noch im dritten Versuch vom achten Platz verdrängt und verpasste als Neunte den Endkampf. Dort durfte Mikaelle Assani zwar noch dreimal Anlauf nehmen, an ihren ersten Versuch kam sie jedoch nicht mehr heran. Platz sechs. Silber und Bronze wurden für 6,73 und 6,63 Meter an Maja Askag (Schweden) und Tessy Ebosele (Spanien) vergeben.
„Ich habe mich kraftlos gefühlt“, musste Mikaelle Assani feststellen, „ich konnte den Druck im Anlauf nicht aufbauen. Dass Larissa Iapichino eine meiner stärksten Konkurrentinnen sein würde, wusste ich, ihr Sprung hat mich nicht überrascht. Aber ich hätte mir auch eine große Weite zugetraut, ich hatte bisher in jedem Wettkampf weite Sprünge.“
Dreisprung: Aliena Juliette Heinzmann mit Fußschmerzen
Die Dreispringerinnen hatten schon ihre ersten Probesprünge absolviert, als der Himmel von Espoo seine Schleusen öffnete. Dann ging im Stadion gar nichts mehr – und die Athletinnen wurden wieder ins Trockene geführt, wo sie eine Stunde bis zum Neustart ausharren mussten. Dann ging’s für die meisten erstmal verhalten los – mit Ausnahme der großen Favoritin Maria Vicence aus Spanien, die gleich in Runde zwei den Siegsprung auf 14,21 Meter auspackte.
13,14 Meter für Aliena Juliette Heinzmann (TV Eppingen) in Runde eins, 13,12 Meter für Anna Gräfin Keyserlingk (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) – für sie sollten diese ersten Sprünge die besten bleiben, mit denen sie schließlich Platz neun und zehn belegten. Bitter für Heinzmann nach einer Saison voller persönlicher Rekorde: Schon im ersten Versuch schmerzte der Fuß, im dritten musste sie humpelnd die Grube verlassen.
Kugelstoßen: Milaine Ammon überzeugt bei EM-Premiere als Vierte
19 Jahre jung, bisher ohne Erfahrung bei internationalen Meisterschaften – und dann im Wettstreit mit der bis zu zweieinhalb Jahre älteren Konkurrenz der vierte Platz: Milaine Ammon (LG Staufen) hat am Donnerstag bei der U23-EM in Espoo einen Eindruck hinterlassen, der für die Zukunft hoffen lässt! Auf 16,14 Meter in der Qualifikation am Vormittag folgten am Abend 16,11 Meter.
"Ich bin mega happy mit dem vierten Platz. Meine erste EM – ich kann mich nicht beschweren", sagte Milaine Ammon anschließend. "Nächstes Mal zeigte ich auch im Wettkampf, was ich im Einstoßen gezeigt habe, dann wird's auch eine Medaille." Wie schon in der Qualifikation sei sie entspannt in den Wettbewerb gegangen. Dass die Kugel nicht noch weiter flog, als es drauf ankam, führte sie auf technische Fehler zurück.
Hammerwurf: Aileen Kuhn wirft Hammer zu Bronze
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