U16-DM Tag 1: Hindernislauf und Dreisprung bilden Highlights

  29.07.2023    WLV Top-News WLV Wettkampf Jugend BLV BLV-Wettkampf BW-Leichtathletik Top-Events Top-News BW-Leichtathletik Wettkampfsport Leistungssport
Die Premiere auf nationaler Ebene meisterten die besten deutschen U16-Athlet:innen am 29./30. Juli 2023 im Stadion Festwiese bei den Deutschen U16-Meisterschaften wacker. Trotz schwieriger Wetterbedingungen und den ein oder anderen Startschwierigkeiten, gab es durchaus sehr gute Leistungen an Tag 1 zu bewundern, allen voran eine neue Deutsche U16-Bestleistung im Hindernislauf für Noah Müller und aus regionaler Sicht der Meistertitel für Emma Rohrbach.

Von drückenden, schwül-warmen Temperaturen in der einen zu Regenschauern in der nächsten Minute – die Deutschen U16-Meisterschaften in Stuttgart starteten am Samstag mit alles andere als einfachen Bedingungen für die jungen Athlet:innen.

„Haben sie noch Sicherheitsnadeln? Wir haben nur 4 pro Athlet:in dabei, das ist unsere erste Deutsche Meisterschaft“ – diesen Spruch bekamen auch die Mitarbeiter:innen im TIC öfter zu hören. Der ein oder andere Wettbewerb, beispielsweise 1.500 Meter Hindernis der weiblichen Jugend musste zurückgeschossen werden, in den Staffelwettbewerben mussten immer wieder Teams aufgrund überlaufener Wechselräume disqualifiziert werden. Kurzum: Die Vorspannung und Vorfreude, die mit ersten Deutschen Meisterschaften verbunden sind, war an allen Ecken des Stadion Festwieses zu spüren.

Männliche Jugend U16

Und trotzdem mangelte es nicht an guten Leistungen! Gleich im ersten Vorlauf legte die Staffel des Schweriner SCs eine Deutsche Jahresbestleistung in der U16 hin – 44,13 Sekunden, ein erstes Ausrufezeichen an die Konkurrenz. Und im letzten Vorlauf legte das dritte Team des TSV Bayer 04 Leverkusen nach – 44,14 Sekunden. Das gibt es ein spannendes Finale!


Männliche Jugend M15

Bereits im Vorlauf hatte Johann Müller (Schweriner SC) 11,07 Sekunden auf die Bahn gebrettert, deutsche Jahresbestleistung. Im Finale ging es dann sogar noch ein kleines bisschen schneller, 11,06 Sekunden! Eine Steigerung um knapp 2 Zehntelsekunden gegenüber der Meldeleistung für den Schweriner. Ebenfalls Bestleistung liefen die nächsten drei Platzierten: Pepe Krause (1. SV Gera; 11,24 sec), Aleksander Illmer (Wiesbadener LV; 11,38 sec) und Gianluca Wessendorf (TSV Bayer 04 Leverkusen; 11,46 sec).

Die beiden Münchner Paul Rammelt und Tim Alt gingen als Favoriten ins Rennen und hatten, nachdem die erweiterte Konkurrenz um Noah Möller (TSV 1860 Staffelstein) und Lennox Gyulai (SK Lok. Hainsberg) lieber über die Hindernisse angetreten war, relativ freies Spiel – zumindest dem Papier nach. Denn de facto überraschte Tom Stephan (TV Lilienthal) die beiden Münchner bei ihrem vermeintlich internen Duell um die Medaillen und lag auf der Ziellinie um einen Wimpernschlag vor Tim Alt: Die Steigerung des Lilienthalers um 15 Sekunden auf 9:10,78 Minuten war Silber wert, Gold holte Paul Rammelt in 9:08,82 Minuten und Tim Alt blieb Bronze in 9:10,91 Minuten.

Deutsche U16-Bestleistung für Noah Müller

Und auch im ersten Finale des Tages wurde es schnell, genau genommen im zweiten Zeitfinale über 1.500 Meter Hindernis. Auch Noah Möller (TSV 1860 Staffelstein) zauberte hier in 4:26,20 Minuten eine neue Deutsche U16-Bestleistung auf die Bahn. Die alte (4:28,57 min) von Günter Wittmann (TSV Markt Erbach) hatte seit 1982 Bestand gehabt! „Ich bin hierher angereist, um den Titel zu holen und nachdem mir kürzlich der Bayerische Rekord abgenommen wurde, dachte ich, wenn schon Titel, dann auch mit Rekordzeit.“ So wurde es neben dem Landesrekord nun auch die nationale Bestzeit.

„Es hat einfach alles gepasst. Zum einen wusste ich, weil ich im zweiten Lauf war, welche Zeit ich für den Titel laufen muss. Zum anderen ist dem ersten in meinem Lauf, Lennox Gyulai, am Hindernis in der ersten Runde ein Fehler passiert, da konnte ich vorbei gehen und habe versucht, auszureißen, das hat dann auch geklappt.“

Tränen der Erleichterung im Stabhochsprung

Die beiden Jahresbesten reisten mit jeweils 4,25 Meter Bestleistung im Gepäck nach Stuttgart an. Und diese beiden machten den Titel am Ende auch unter sich aus. Der Dortmunder Ben Duwenbeck machte es dabei besonders spannend: Sowohl 4,10 Meter als auch 4,15 Meter übersprang er erst im dritten Versuch. Frederik Bassenge (SC Potsdam) hatte bis 4,15 Meter einen lupenreinen Wettkampf ohne einen einzigen Fehlversuch gezeigt, schien also etwas besser drauf zu sein. Doch an 4,15 Meter scheiterte er drei Mal. Für 4,10 Meter gab es die Silbermedaille.

„Der Wettkampf war extrem nervenaufreibend, vor allem die dritten Versuche haben viel Energie gezogen“, sagte der Sieger anschließend. „Ich bin froh, dass es so ausgegangen ist, aber eigentlich hat der Wettkampf keinen Verlierer verdient.“ Bronze ging an den Ulmer Ferdinand Busse, der 4,00 Meter übersprang.

Bestleistungsabonnements in der Sandgrube

Nachdem die weibliche Jugend W15 schon reihenweise starke Leistungen in den Sand gezaubert hatte, zog auch die männliche Konkurrenz nach. Eine überragende Steigerung um einen halben Meter legte dabei Joel Yamah (SCC Berlin) vor, der schon als Favorit angereist war, und in Stuttgart nun endgültig nicht mehr zu halten war. 14,08 Meter erzielte er im vorletzten Durchgang, zwei weitere Sprünge waren weiter als seine alte Bestleistung von 13,57 Metern und auch diese hätten zu Gold gereicht.

„Die Atmosphäre war sehr gut. Ich hab es dann auch mal geschafft, das Brett zu treffen, und da sind dann 14 Meter dabei rausgekommen“, sagte er anschließend. Marc Borrero Lehmann (LAC Berlin; 13,15 m) und Mattis Thomsen (TSV Silberstedt; 13,12 m) erkämpften auch neue Bestweiten und lagen am Ende nur drei Zentimeter auseinander.

Hammerwurf-Medaillen „kosten“ 50 Meter

Im ersten Versuch noch ganz verhalten, dann aber von Runde zu Runde weiter – bis zur PB im fünften Versuch: 54,45 Meter für Valentin Metschl aus München, die beste Leistung des Jahres. Mit 51,93 Metern sicherte sich Lukas Melzer (LG Teck) die Silbermedaille: „Der Wettkampf war spannend, meine ersten Versuche waren nicht so gut. Deshalb hab ich in die letzten alles rein gelegt.“ Matti Sosna (TSG Bergedorf) wurde mit 50,72 Metern und neuer Bestleistung Dritter.

Sechs von neun Athleten verließen die Speerwurf-Anlage mit einer neuen persönlichen Bestleistung – und der beste von ihnen übertraf sogar die 60-Meter-Marke. Max Sven Ferber vom SV Halle steigerte sich um 1,5 Meter und warf den 600g-Speer auf 60,19 Meter. Niklas Könnemann (VfL Kalbe/Milde e.V.) war ebenfalls so gut wie nie aufgelegt und wurde mit 57,69 Metern Zweiter vor Zeno-Rafael Musso (Eisenacher LV; 57,16 m).

 

Weibliche Jugend U16

Bei den Staffeln legte der TuS Lichterfelde die einzige Zeit unter 48,00 Sekunden weg: 47,84 Sekunden, Fingerzeig Richtung Finale am Sonntag um 15 Uhr.  

 

Weibliche Jugend W15

In Abwesenheit der Jahresschnellsten Annabelle Lück aus Magdeburg war im 100-Meter-Feld der Weiblichen Jugend W15 keine eindeutige Favoritin auszumachen. Zwei Athletinnen stachen aber in den Vorläufen bei ihren jeweiligen Vorlauf-Siegen heraus: Jana Stertz (TV Endingen) in 12,18 Sekunden und Emilia Kindermann (LG Stadtwerke München) in 12,20 Sekunden. Im Finale konnte Emilia bei 1,9 Meter pro Sekunde Windunterstützung den Spieß umdrehen und sich noch einmal steigern: 12,15 Sekunden, Gold für die Münchnerin, Silber für Jana Stertz (12,19 sec) und Bronze für Helena Allegra Bendig vom TuS Lichterfelde (12,20 sec).

Deutliche Steigerungen der eigenen Bestleistungen waren generell an Tag 1 der Deutschen U16-Meisterschaften keine Seltenheit. Eine der deutlichsten Verbesserungen geht auf das Konto von Lya Bourgoung (LAC Veltins Hochsauerland). Bei 10:31,65 Minuten stoppte die Uhr für sie nach 3.000 Meter – ihre erste Zeit unter 11 Minuten, und zwar ganz deutlich. Olivia Cuesta-Fuoß (TuS Erkrath 1930 e.V.) wurde vermutlich von dieser Konkurrentin etwas überrascht, denn eigentlich war sie selbst schon schneller gewesen als die Siegerzeit. In 10:33,11 Minuten wurde sie Zweite vor Karina Czapla (TV 1848 Schwabach; 10:33,84 min).

Gold für Emma Rohrbach, hochklassiger Dreisprung-Wettbewerb

Erstes Finale des Tages und gleich Gold für Baden-Württemberg! Emma Rohrbach (TV Bad Säckingen) ließ sich vom Fehlstart nicht beunruhigen und hatte das Ziel klar im Blick. „Ich wollte unbedingt eine Medaille, aber mit der goldenen habe ich nicht gerechnet“, sagte sie glücklich im Ziel. „Ich wollte eine neue Bestleistung, aber auch mit der Zeit habe ich meine Erwartungen übertroffen.“ Die neue Deutsche U16-Meisterin steigerte sich von 5:15 auf 5:02,60 Minuten und setzte sich damit auch klar an die Spitze der Deutschen Jahresbestenliste der Weiblichen Jugend W15.

Hochklassig ging es auch im Dreisprung zu: Gleich drei Athletinnen kratzten an der 12-Meter-Marke, eine schaffte sogar einen Sprung darüber: Favour Adesokan (TV Wattenscheid 01) erzielte im letzten Versuch 12,12 Meter, 38 Zentimeter weiter als die bisherige Deutsche Jahresbestleistung und eine Weite, die bei den Deutschen Jugendmeisterschaften der WU18 am vergangenen Wochenende zu Bronze gereicht hätte. Auch stark Platz 2 und 3: Jasmin Brayshaw aus Berlin erzielte 11,99 Meter, Carlotta Loewenthal (LG Nord Berlin) 11,98 Meter!

1,74 Meter für Eva Kalb

Mit 1,74 Metern und dem Titel erfüllte Eva Kalb ihre Favoritenrolle souverän. „Man kann ja nicht jeden Tag Bestleistung springen, ich bin rundum zufrieden“, sagte sie anschließend. Carolin Evers (LC Hansa Stuhr) wurde mit 1,68 Metern Zweite und Bronze ging für übersprungene 1,65 Meter an Charlotte Jatzkowski (TV Gladbeck 1912).

Henrike Ludwig haute im Hammerwurfring gleich im ersten Versuch einen raus: 51,98 Meter – was für ein Ausrufezeichen gleich zum Start von der Chemnitzerin! Da taten sich die Favoritinnen um Fabienne Schäfer (LG Nord Berlin) und Friederike Heinichen (TuRa Braunschweig) zunächst schwer mit dem Anschluss. Die Berlinerin aber wurde nach drei Versuchen richtig warm und schleuderte ihr Wurfgerät auf 51,97 Meter, 51,55 Meter und schließlich sogar 53,00 Meter! Henrike Ludwig bewies mit weiteren 51,59 Metern, dass ihr erster Versuch kein Ausrutscher gewesen war, konnte Fabienne Schäfer aber nicht mehr aufhalten. Platz drei ging ebenfalls nach Chemnitz: an Rike Brandl (50,16 m).

Im Speerwurf gelang Ema Neupauerová (TuS Finkenwerder) im fünften Durchgang ein Ausreißer auf 45,61 Meter. Die Athletin hat schon über 48 Meter geworfen, doch auf der nassen Bahn reichte dieser Versuch für Gold. Die beiden weiteren Medaillengewinnerinnen konnten sich daraufhin auch noch im letzten Durchgang verbessern und erzielten beide Bestleistungen: Inga Ulrich (SSV Lichtenrade) warf 45,05 Meter und Sina Stoll aus Tailfingen 44,17 Meter.

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