Nur ein Po-Muskelkater als Störfaktor
Ein ganz junger Bursche hat die Story des 34. Hoheneneuffen-Berglaufs entscheidend mitgeschrieben. Lukas Ehrle (18) gilt als eines der größten deutschen Berglauftalente aller Zeiten, hat am Sonntag erstmals am Hohenneuffen triumphiert, sich quasi im Beipack den baden-württembergischen Titel gesichert.
„Die Gesäßmuskulatur tut weh, sozusagen ein Po-Muskelkater“, berichtete der für die LG Brandenkopf startende Athlet schmunzelnd kurz nach dem umjubelten Zieleinlauf im Burghof. Die muskuläre Pein stellte eine Addition aus zwei Rennen dar. Eine Woche zuvor hatte der Youngster bei der Berglauf-Weltmeisterschaft in Innsbruck hauchdünn eine Medaille im Juniorenbereich verfehlt, Platz vier belegt. Im vergangenen Jahr holte sich Ehrle auf der Kanareninsel La Palma den Europameistertitel.
Beim Hohenneuffen-Berglauf schlug der Villinger zusammen mit dem Straßenlauf-Spezialisten Florian Röser (TV Konstanz, Marathon-Bestzeit 2.15 Stunden) zunächst ein höllisches Tempo an. Nach rund einem Drittel der Strecke schien selbst der Uralt-Streckenrekord von Thomas Greger aus dem Jahr 1995 (34,49 Minuten) noch knackbar. „Am Schluss war es aber schon schwer“, gestand der Sieger. 36,10 Minuten benötigte Lukas Ehrle für die 9,3 Kilometer, gespickt mit giftigen Steigungen, vom Linsenhofener Bahnhof hinauf in den Burghof.
„Mein erster Berglauf überhaupt“, resümierte unterdessen der Zweitplatzierte Röser, am Schluss sei es „schon krass“ gewesen. Mit seiner persönlichen Premiere zeigte sich der Konstanzer allerdings hochzufrieden. „Schon ziemlich cool, in einem alten Burghof ins Ziel zu kommen“, fand auch Triumphator Ehrle Gefallen an Strecke und Ambiente.
Bei den Frauen setzte sich souverän Corinna Coenning durch – auch sie erstmals beim Klassiker am Start. „Großartige Veranstaltung“, lobte die Läuferin des TSV Glems, durch abwechselnde Steil- und Flachpassagen sei es jedoch „schwierig, das richtige Tempo zu treffen“. Die Siegerin hatte eine Woche zuvor die Strecke testweise absolviert. „Doch Training oder Wettkampf – schon ein Unterschied“, stellte Coenning lächelnd fest.
Hohenneuffen-Berglauf: Das heißt auch Treffpunkt für die lokale Laufszene, auch Fußballer. So erlebte beispielsweise Daniel Zeller seinen zweiten Höhenflug binnen weniger Tage. Am 10. Juni hatte der Sportliche Leiter des TV Unterboihingen zusammen mit seinem Klub die Feierlichkeiten in Sachen Bezirksliga-Aufstieg begangen, am Sonntag stürmte Zeller auf den Hohenneuffen. Besser gesagt, musste er flugs seinem (zu) hohen Anfangstempo Tribut zollen. „Es hat hat aber Spaß gemacht“, bilanzierte der TVU-Funktionär nach seiner Premiere, gut erholt wirkend. Auch Altdorfs Abwehrrecke Tim Weiss wagte sich erstmals auf den Parcours. „Schon anstrengend das Ganze“, fasste der Kicker nach dem ersten Verschnaufen seine Eindrücke zusammen.
Reiner Brandstetter gehört in der Ü60-Altersklasse zu den besten Langstrecklern in Süddeutschland. Der Neuffener mischt schon seit mehr als drei Jahrzehnten an seinem Hausberg mit. Und doch gab es für ihn ein Aha-Erlebnis. „Vergangene Woche im Training bin ich die Strecke drei Minuten schneller oben gewesen als nun im Rennen“, staunte der drahtige Senior.
Ein Stück Hohenneuffen-Historie verkörpert auch Markus Brucks. Vor rund drei Jahrzehnten gewann der Läufer aus der Göppinger Ecke am Hohenneuffen, nun sprintete er nach achtbaren 44 Minuten ins Ziel. „Ganz besonders erinnere ich mich an die Deutschen Meisterschaften 1995 hier in Beuren, das war ein Wahnsinnsrennen“, wusste Brucks. Im Heute stellen sich die Zahlen für den lokalen Berglauf so dar: Rund 360 Läuferinnen und Läufer nahmen das Rennen in Angriff, rund 120 Kids standen bei den Schülerrennen am Balzholzer Rathaus am Start. „Es hat alles gepasst“, bilanzierte Michael Gneiting (TSV Frickenhausen) aus dem Organisationsteam. Zusammen mit dem TSV Beuren hatte der TSVF den Klassiker organisiert.
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